8  Tipps und Tricks

 8.1  Timeline für Einsteiger
 8.2  Tipps & Tricks von FLL Experten für Einsteiger und Fortgeschrittene
  8.2.1  Vorbereitung auf FLL
  8.2.2  Beteiligung in der Schule fördern
  8.2.3  Roboter konstruieren
  8.2.4  Roboter programmieren
  8.2.5  Forschen
  8.2.6  Der Wettkampf

8.1  Timeline für Einsteiger

Der Zeitplan eines Wettbewerbsjahres am Beispiel des aktuellen Wettbewerbs 2014/15 »Das Klassenzimmer der Zukunft«:

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Abbildung 8.1: Zeitliche Abfolge eines FLL Wettbewerbsjahres

Team anmelden bei:

Checkliste für Coaches durch gehen unter:

Spielfeldversand und Aufgabenveröffentlichung
Nahezu zeitgleich und noch vor dem Datum des Anmeldeschlusses
Vorbereitung
Mindestens 8 Wochen lang beschäftigen sich alle fristgerecht angemeldeten FLL Teams mit der Lösung der Aufgaben des FLL Robot-Game und der Erstellung des FLL Forschungsauftrags. Aufgabenstellung und alle Informationen rund um den Wettbewerb werden ausschließlich im Internet veröffentlicht. Jedes FLL Team bereitet sich zusammen mit seinem FLL Coach auf die Teilnahme an einem FLL Regionalwettbewerb vor. Die Teams konzentrieren sich in ihrer Vorbereitung auf die vier wettbewerbsrelevanten Bereiche:
Robot-Game
Der im Vorfeld auf Basis von LEGO® MINDSTORMS® RCX, NXT, EV3 entwickelte und programmierte Roboter muss
Roboterdesign als Teamwork
Während der Vorbereitungszeit wird der Roboter geplant, entwickelt, konstruiert, designed und programmiert, alles auf Basis von LEGO® MINDSTORMS® RCX, NXT, oder EV3. Auch hier gilt bereits, die anderen zu bewertenden Bereiche (Teamwork und Forschung) zu »leben«: die zum Jahresthema recherchierten Forschungsergebnisse sind die Basis für das im Robotik-Projekt bzw. für das Robot-Game ausgewählte Szenario, auch das Robotik-Projekt wird in Teamarbeit umgesetzt.
Forschung als Teamwork
Die Kinder und Jugendlichen sollen lernen, sich selbstständig zu informieren, zu recherchieren und eine Präsentation aus ihren Ergebnissen zum FLL Forschungsauftrag zu erstellen, die sie der FLL Jury vortragen. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, sind der Präsentationsform keine Grenzen gesetzt: Sketche, Schauspiele, Gedichte und vor allem Fantasie entscheidet! Auch hierzu wird Teamarbeit im Sinne der Lernziele gefordert.
FLL Regionalwettbewerbe
HoT ist exklusiver Veranstalter von FLL in Zentraleuropa1 . Die Durchführung von FLL Regionalwettbewerben erfolgt durch Partner von HoT, die so genannten FLL Regionalpartner. Es gibt derzeit über 60 Regionalwettbewerbe (Stand 2014). Jedes teilnehmende FLL Team durchläuft auf seinem Regionalwettbewerb drei Jurybewertungen – bewertet werden die drei Bereiche Roboterdesign, Forschung, Teamwork – und fährt das Robot-Game (mindestens drei Durchgänge, die besten drei werden gewertet). 2

Das Team, das am besten in allen Einzelbewertungen abschneidet, erhält einen FLL Pokal. Der Pokal repräsentiert die Werte und Ziele der globalen FLL. Jeder FLL Champion qualifiziert sich für das FLL Semi Final CE Middle.

FLL Semi Finals
Jedes Team, dass sich beim Regionalwettbewerb hierfür qualifizierte, darf mit seinen Aufgabenlösungen aus dem Regionalwettbewerb am Halbfinale teilnehmen und wird hier erneut zu allen Einzelbewertungen aus Robot-Game, Roboterdesign, Forschung und Teamwork bewertet. Jede weitere Wettbewerbsrunde bietet den qualifizierten Teams die Chance, die teameigene Performance in allen bewerteten Bereichen zu optimieren. Dazu Coach und Jurymitglied Dr. Michael Sieb aus Tirol/Österreich:
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Ganz spannend ist …die Evolution, die passiert, von Teams, die in die nächste Kategorie vom Wettbewerb aufsteigen, ja! Die …haben sich im Regionalwettbewerb die anderen Teams auch alle angeschaut, da war vielleicht ein Team dabei, was eine Aufgabe besser gelöst hat wie sie, dann integrieren die das in der nächsten Stufe, ja, holen sich Tipps und Know How, schauen sie sich das ab von einem anderen Team und versuchen das dann in der nächsten Entwicklungsstufe einzubauen.

Das Team, das am besten in allen Einzelbewertungen abschneidet, erhält einen FLL Pokal. Der Champion des Semi Finals qualifiziert sich für das FLL Finale Zentraleuropa.
FLL Finale Zentraleuropa
Am Wettbewerbstag des FLL Final CE Middle wird jedes teilnehmende Team in allen Bereichen (Robot-Game, Roboterdesign, Forschung, Teamwork) bewertet, nach einem global vergleichbaren Bewertungssystem. Die besten Teams werden aus den Einzelbewertungen ermittelt und repräsentieren die Werte und Ziele der globalen FLL und dürfen teilnehmen am nächsthöheren Wettbewerb.
FLL World Festival oder Open European Championship
Zum Beispiel 2014 starteten 6 deutsche Teams beim FLL Open European Championship in Pamplona (Spanien). Auch auf dem großen FLL World Festival in St. Louis jeweils im Frühjahr nehmen zentraleuropäische Teams sehr erfolgreich teil. So gratulierte HANDS on TECHNOLOGY e.V. 2014 den sAPG-Tigers aus Neckarelz (D) zu einem 1. Platz im Mechanical Design und einem 2. Platz im Robot-Game! Alle teilnehmenden Teams werden nach dem global einheitlichen Bewertungssystem bewertet, so dass es weitestgehend unerheblich ist, in welchem Land sie sich für den internationalen Vergleich qualifizieren.
Weitere FLL Wettbewerbe
Unabhängig vom jährlichen Wettbewerbszyklus von FIRST® LEGO® League als offizieller Ausrichter der Qualifikations-Wettkämpfe gibt es weitere Internationale Meisterschaften mit offener Beteiligung, zu denen Teams aus aller Welt eingeladen sind. Der österreichische Mittelschul-Fachlehrer und Team-Coach Andreas Bellony fuhr vom 31. August bis 7. September 2014 mit seinen »SAP-Robots« von der – Neuen Mittelschule Telfs Dr. Aloys Weissenbach – in Telfs bei Innsbruck, Tirol, nach Belo Horizonte in Brasilien zum dortigen FLL International Robotics Festival:
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Es ist so, mit dem Team, mit dem ich jetzt in Brasilien bin - das Los haben wir übrigens durch Glück bekommen von HANDS on TECHNOLOGY, die haben noch ein Team gesucht, das nach Brasilien fahren will, und durch Glück haben wir das eben bekommen, …also was Schöneres kann man gar nicht kriegen als als Schüler mit Dreizehn Jahren nach Brasilien fahren zu dürfen

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…Und das Ganze kostet im Endeffekt für´n Schüler ganze 200 Euro, weil momentan schau´n wir eben, dass das Sponsoren machen, und die Kosten in Brasilien übernimmt die Firma SESIBrasilien, das ist nur der Flug, den wir selber bezahlen müssen.3

8.2  Tipps & Tricks von FLL Experten für Einsteiger und Fortgeschrittene

8.2.1  Vorbereitung auf FLL

Einstiegshilfen in Robotik-Wettbewerbe

D (Thomas Madeya): »Wenn man sagt, ich will einfach mal einsteigen und ich will einen Grundstein legen und nächstes Jahr machen wir dann richtig was, dann ist es aber auch völlig fair zu sagen, ich ignoriere alles, außer ich kümmere mich nur um den Roboter. Weil, dann ist die Komplexität auf 20 - 25 - 30 Prozent geschrumpft, dann …kann ich auf der einen Komponente dann wahrscheinlich mehr erreichen.«

AUT (Andreas Bellony): »Wir haben …am RoboCup Junior teilgenommen, da geht´s mehr nur eigentlich um den Roboter und sonst nicht sehr viel. Und die FLL hat ja die verschiedenen Sparten, …es geht genauso um Teamfähigkeit, was sehr, sehr wichtig ist.«

D (Thomas Madeya): »Bevor man einsteigt, mal zu so ‘nem Wettbewerb gehen - also November bis Ende Januar sind die Wettbewerbe! Wenn man das gesehen hat, auch die Kinder, wenn die das gesehen haben - die Begeisterung, was da abgeht - habe ich ‘ne ganz andere Basis, als wenn ich mich theoretisch durch die zugegebenermaßen nicht einfachen Regeln durchbeiße, die auf der Website liegen.«

AUT (Michael Sieb): »FLL ist offener als RoboCup Junior für Neueinsteiger, ihren Platz zu finden. Im RoboCup Junior haben sich mitunter Teams eingenistet, da kommen die anderen nicht mehr gegen an. So hoch ist das durch regelmäßige Teilnahme entstandene Know How und Niveau, da es ja immer dieselben Aufgaben sind. Bei der FLL dagegen …ist jedes Jahr ein neues Spielfeld, jedes Jahr neue Regeln, jedes Jahr ein neues Forschungsthema. Natürlich ist es so, dass man Erfahrungen aus dem Wettkampf weiterführt und die erfolgreichen Teams auch welche sind, die schon lang dabei sind. Aber vor 2 Jahren ist es zum Beispiel so gewesen, in Tirol, in der Regionalausscheidung, dass ein Südtiroler Team gewonnen hat, die zum ersten Mal dabei waren – und eine Schule, die zum ersten Mal am Wettbewerb teilgenommen hat. Und die haben´s geschafft, Champion zu werden!«

8.2.2  Beteiligung in der Schule fördern

Schülerinnen für FLL gewinnen!

D (Winfried Schmitz): Ich strebe einen Mädchenanteil von 35 bis 40 Prozent an. Bis diese Quote erreicht wird, werden Mädchen bevorzugt in die AG aufgenommen.

D (Thomas Madeya): »Also ein Irrtum glaub ich ist wirklich, zu sagen: ’wir kümmern uns nur um den Roboter!’ Damit kann ich zwar im besten Fall einen Pokal holen, aber ich werde niemals Gesamtsieger beim Wettbewerb – also die Balance aus den vier Disziplinen, dem Robot-Game, der Roboter-Konstruktion, dem Teamwork und dem Forschungsteil, das muss ich als Balance betreiben. Andersherum formuliert: Ich fokussiere mich nur auf den Roboter, dann habe ich nicht den richtigen Teammix, dann habe ich nämlich nur die Nerds, nur die Bastler, und ich krieg auch diese ganzen Gender-Effekte, die kriege ich, im Positiven, die krieg ich alle gar nicht rein. Also würde ich sagen, dass man´s balanciert betrachtet, wenn man weiter kommen möchte.«

Altersunterschiede beachten!

D (Thomas Madeya): »Altersunterschiede sind tatsächlich eine Herausforderung, weil man mit den Kindern unterschiedlich umgehen muss. Jetzt mal unabhängig davon, wie die im Team miteinander umgehen, ob die Großen die Kleinen ‘rumschubsen oder andersherum, manchmal funktioniert es auch so, dass die Kleinen hoch gucken und sagen, ’boah, die Helden, die waren letztes Jahr schon aktiv, die haben schon gewonnen und wir dürfen jetzt auch!’ – das ist der eine Aspekt, also im Team. Aber ich glaub´, von der Ansprache ist es viel schwieriger, von der Art, wie viel Spaß, wie viel Ernsthaftigkeit, wie lange können die an einem Thema bleiben, das ändert sich über die Jahre dramatisch, …– wenn ich auf einen 12-jährigen gucke plus drei ein 15-jähriger – da sind in den Pausen dann auch andere Themen dran, also da wird’s dann schwierig, ‘ne gute Ansprache zu finden, die wirkt, und ein Mittelwert über so eine große Spanne ist dann schwierig…. Also ich würde die Altersspanne nicht weiter ziehen als zwei, drei Jahre!«

8.2.3  Roboter konstruieren

Tipps & Tricks zum Roboter bauen

D (Thomas Madeya): »Wenn wir mal d´rauf gucken, was brauche ich denn im Team, und man hört dann First Lego League, dann hört man erst Mal Lego, also bauen, und dann guckt man näher hin und dann sind das Roboter, dann denkt man programmieren, also das ist sicher wahr. Also es ist hilfreich, Kinder dabei zu haben, die mit Lego Erfahrung haben! Idealerweise nicht nur nach Bauanleitung, sondern auch selber schon ’was passt so zusammen, wie baue ich ein Getriebe?’ – das ist ein wichtiger Aspekt – in der Vergangenheit waren es drei Motoren, jetzt mit dem neuen Modell sind es vier Motoren, mit denen muss ich jede Art von Bewegung zaubern, die ich gerne haben möchte. Wenn ich einen Gabelstapler haben möchte, oder wenn ich fahren möchte, oder wenn ich einen Arm haben möchte, der was umkippt, dann sind das ganz verschiedene Bewegungen meiner Werkzeuge, am Anfang der Kette steht aber ein Motor, der dreht einfach eine Achse im Kreis, ja! Wenn Sie tatsächlich im Sinne der Lego-Liga den spielerischen Faktor, den Wettkampf-Faktor mit einbauen wollen, dann geht es ohne nicht:…vor allem Mechanik, Physik ist superwichtig!«

D (Mario Brauer): »Jedes Team hat erstens 1 Modell, und wir haben noch 1 Zusatzmodell, wo eben probiert werden kann! Dort gibt’s dann meistens immer wieder noch mal die Rückkopplung, da eben gewisse Grundfunktionalitäten für den Anbau von Zusatzteilen eben noch nicht funktionieren, und die probieren dann an dem zweiten Modell, das dann eben schon mal vorzubereiten. Das heißt, das ist immer ein fließender, kontinuierlicher Prozess, der eigentlich bis zum Schluss, bis der Wettbewerb stattfindet, immer wieder noch für Veränderungen sorgt.«

AUT (Andreas Bellony): »Wir bauen pro Team mindestens zwei Roboter. Die zwei oder drei Roboter sind dann total verschieden. Nach einem Monat werden die Roboter verglichen und getestet. Der beste Roboter gilt dann als Vorbild und wird nachgebaut. Dann werden die einzelnen Stationen am Tisch auf zwei oder drei Roboter aufgeteilt. Als Besonderheit kommt bei uns noch dazu, dass wir so viele Tische haben, dass die Schüler Wettbewerbstische bei sich zu Hause aufstellen können. Momentan haben zwei Schüler von meinem Team einen Tisch mit Aufbauten jeweils bei sich zu Hause.«

8.2.4  Roboter programmieren

Tipps & Tricks zum Programmieren

D (Thomas Madeya): »Der Programmierteil ist wenig, weil die sind alle so fit, aus Computerspielen und sonst was, dass ich denen ‘ne Schleife, ‘ne Verzweigung, ‘ne Variable so schnell erkläre, das ist easy, also ich brauch keine, die schon Programmierkenntnisse so tief mitbringen.«

AUT (Andreas Bellony): »Wenn man zwei baugleiche Roboter hat, schafft man im gleichen Zeitraum fast doppelt so viel. Am Ende tauscht man die Programme aus und jeder Roboter kann gleich viel wie der andere. Leider müssen die Programme des anderen Roboter noch leicht verändert werden, da die Lego Motoren, Reifen und Sensoren keine hochtechnischen und hochpräzisen Produkte sind. Das Umschreiben kostet aber viel weniger Zeit, als wenn man komplett getrennt arbeiten würde.«

8.2.5  Forschen

Tipps & Tricks zum Forschungsauftrag

D (Mario Brauer): »Ja es muss ja erst mal erforscht werden und dann gibt´s meistens Schüler, die dann das Ganze in ‘ner Präsentation umsetzen und es gibt welche, die die zugehörigen Ideen liefern, und das klappt im Allgemeinen, wenn man dann das nicht gleich zu Beginn anfängt, sondern erst im weiteren Verlauf, dann auch meistens ganz gut. Wenn sie sich dann ein bisschen näher kennengelernt haben, dann merkt man auch relativ schnell, wer was gut kann und dann ergänzen die sich gegenseitig.«

AUT (Andreas Bellony): »Das Problem ist, dass bis der Forschungsauftrag steht, braucht es irre lange Zeit. Das heißt meistens so drei, vier Wochen vor dem regionalen Wettbewerb ist die Forschungspräsentation, die ganze Darbietung fertig. Das heißt, zum Schluss ist so, dass nur noch auf die Präsentation trainiert wird und Bauen und Programmieren vom Roboter eher Nebensache ist, da wird nachher nur mal eben Stellen und Umbauen trainiert, und nicht mehr.«

8.2.6  Der Wettkampf

Was tun bei lähmendem Leistungsdruck oder Lampenfieber im FLL Team?

AUT (Andreas Bellony): »Es gibt Schuler, die können mit Druck umgehen und es gibt Schuler, die stocksteif da stehen und nicht einmal ein Wort rausbekommen. Und andere, die richtig aufbluhen, also durch den Druck eben, sag ich mal, plötzlich uber 100 Prozent an Energie haben und Leistung bringen, und andere, die durch diesen Druck plötzlich in Tiefstarre versinken und wie gefroren da stehen…. Ich muss aber auch dazu sagen, dass umso älter die Schuler sind, umso nervöser werden sie auch. Das heißt, wir haben´s schon gehabt, dass ein Schuler kollabiert ist vor dem Auftritt, vor lauter Anspannung. Aber das, wie gesagt, ist eher bei den älteren Schulern. Bei den Zweit-Klässlern, die sind eh noch verspielt, die nehmen das eher locker.«

D (Thomas Madeya): »Je größer der Wettkampf wird, je mehr man Zeit in der Vorbereitung damit verbracht hat – man hat halt elf Wochen und am Ende sind es zweieinhalb Minuten – also elf Wochen Vorbereitung, oder lassen wir es zwölf sein, drei Monate, und dann muss ich zweieinhalb Minuten fahren…-– es ist ein brutaler Streß! Das kann nicht jeder, das hält nicht jeder aus, das sollte man früh testen, wer kann das, und welche Zwei harmonieren da gut!«

AUT (Andreas Bellony): »Wir machen halt eben die Generalprobe vor Eltern, meistens sind´s dann uber hundert Leute, und diese Anspannung, die sie da haben, ist viel größer im Vergleich dann zum Wettkampf und deswegen ist uns die Generalprobe sehr, sehr wichtig! Und umso älter die Kinder sind, schaut man halt, dass man sich zuruckzieht, weil sie ja eben schon alle Erfahrung haben, da brauchst Du nicht mehr viel erklären!«

D (Mario Brauer): »Es geht immer um den Forschungsvortrag, den sie halten sollen und dort müssen sie ja mal wirklich frei sprechen vor einem Publikum, was sie nicht kennen, und dort …ist im Vorfeld immer ein relativ großer Druck erst mal da, der dann so 14 Tage, bevor der eigentliche Wettbewerb ist, immer am größten ist.…dass sie sagen: ’ich muss dort vor Leuten reden’, und dort habe ich dann immer eine relativ eindeutige Aussage und sage: ’die Leute, die Du jetzt hier siehst, die dann zur Präsentation da sind, die wirst Du wahrscheinlich Dein Leben nie wieder sehen…! Seht es als Chance, Ihr habt hier mal die Möglichkeit, vor einem großen Publikum zu sprechen und selbst, wenn ihr das Ding komplett in den Sand setzt, passiert Euch nichts! Es wird Euch dort keiner auslachen und das ist einfach abgehakt.’ Und das nehmen die auch als große Motivation an, dass sie irgendwann ihre Angst überwinden und sich auch mal dorthin stellen und dort einen Vortrag halten vor Leuten, die sie nicht kennen, über ‘n Thema, wo sie gearbeitet haben, sich nicht hundert Prozent vielleicht sicher sind, aber auch nicht die Gefahr sehen, dass sie sich dann lächerlich fühlen müssen.«

AUT (Andreas Bellony): »Also ich mach es so, dass ich sie sehr stark, sagen wir mal, motivier´ und wenn´s dann nicht funktioniert, trotzdem bei ihnen steh´ und zu ihnen steh´. Also das ist das, es ist im Endeffekt dann auch egal und ich motivier´ sie trotzdem, dann geht´s eben nächstes Jahr weiter, wenn es heuer nicht sein sollte, gell! Das ist auch ganz ein wichtiger Punkt, das hat einmal ein Elternteil zu mir gesagt, dass der Sohn eben zu Hause gesagt hat ’der Fachlehrer Bellony motiviert uns so gut, das geht alles mit links’.«

D (Thomas Madeya): »Ich hab gute Erfahrungen damit gemacht, das Team am Anfang der Saison zu fragen: ’was wollt ihr erreichen?’ Natürlich nicht in der ersten Saison! Aber wenn die ein, zwei Jahre dabei waren, dann sind die schon sehr realistisch, dass sie sagen: ’Oha, im Robot-Game vorne dabei, Forschung bitte nicht die letzten Plätze und Teamwork? Ach, da sind wir eigentlich immer ganz gut dabei’ – also so die Richtung! Nächste Frage: ’Reicht das, um weiter zu kommen, ist es wichtig, wollt Ihr weiter kommen oder nicht?’ Und dann kam so in den ersten Jahren: ’Na, die ganz Guten, die schaffen wir eh nicht, also lass uns die ein bisschen ärgern!’ Wenn dann die Kinder halt, also bei fortgeschrittenen Teams, so wie meins, dass ein paar Jahre dabei war, gesagt haben: ’Wir wollen ins Finale!’ …und ’Wisst Ihr, was das bedeutet?’ - ’Na ja, Extra-Arbeiten, Nachtschichten und Verlässlichkeit!’ – ’Ja okay!’ Das habe ich aber nicht gefordert, sondern das haben sie selber aus dem Erfahrungswissen der Vorjahre herausgeholt.«

Wie bereitet sich Ihr Team auf das Robot-Game in den Wettkämpfen vor?

D (Thomas Madeya): »LEGO MINDSTORMS, die Hardware, das ist ein Spielzeug, und die ist nicht präzise. Wenn ich der sag, fahr geradeaus, dann tut sie es nicht. Also meistens schon, aber oftmals auch nicht. Und das, glaub ich, wird auch unterschätzt. Dass man zweimal sich was anguckt und es läuft, und dann unter Zeitdruck, mit anderem Licht und der Tisch ist leicht schief, geht plötzlich gar nichts mehr.«

D (Thomas Madeya): »Also die Kinder tendieren gerne dazu, wenn es einmal geklappt hat, zu sagen ’fertig, nächste Aufgabe!’ Als Coach tut man gut daran, zu sagen: ’zeig mir das mal fünf mal hintereinander, und wenn´s vier Mal klappt, dann glaub ich´s!’ Und vor allem, wenn man das dann in Kombination betreibt mit Werkzeugwechsel, dann werden diese zwei Kinder, die am Tisch stehen, werden immer wichtiger, und die müssen dann auch wirklich üben und wissen, was geht mit ziemlicher Sicherheit glatt und was geht wohl möglich schief? - weil, die müssen dann in den 2:30 ‘reingreifen und den Roboter zurückholen und umbauen und es vielleicht noch Mal versuchen, es vielleicht auch überspringen. Das kriegt man nur, wenn man es tut und immer wieder tut! Und deswegen, glaub´ ich, die 2:30 so früh wie möglich einzuführen und zu sagen: ’zeigt mal, was ihr schon könnt!’«

D (Thomas Madeya): »Wie kann man das testen? – das ist relativ einfach! So früh wie möglich mit ‘ner Stoppuhr ‘rankommen, und sagen: ’so, jetzt tun wir mal so, als wäre Wettbewerb. Wir haben jetzt Zwei Minuten Dreißig Zeit’ und wenn Sie das nach zwei drei Wochen machen, dann wird der Roboter ein paar Punkte holen, und dann gelangweilt für anderthalb oder zwei Minuten ‘rumstehen, weil noch nicht mehr da ist! Wenn Sie das nach vier, fünf Wochen machen, dann wird´s schon langsam hektisch – und je näher man an den Wettkampf ‘rankommt, umso weniger Zeit bleibt über! Also am Anfang hat man Luft, weil man dann nicht so viele Aufgaben gelöst hat, und das ist einer der allerwichtigsten Tipps überhaupt: von vorneherein immer wieder zu versuchen, weil nur so kriegt man raus, hab ich noch Luft, laufen meine Aufgaben jetzt schon stabil?«

AUT (Andreas Bellony): »Das heißt, der Schlussel zum Erfolg ist der, wenn man zum Schluss genugend Zeit zum Trainieren hat! Sprich, das Platzieren des Roboters ist eine Schlusselsache, es ist ganz wichtig, dass der eingeteilte Schuler dies perfekt kann, und auch der Partner die Aufbauten auf- und abbauen, dass muss auch trainiert werden wie beim Formel 1 ein Reifenwechsel. Deshalb nehmen wir uns dafür zwei Wochen Zeit, und je weniger Zeit man dafur her nimmt, desto schlechter geht es ihnen dann beim Wettbewerb! «

CH (Christian Lonsky): »Ich habe ihnen gesagt: ’Leute, ihr müsst die Umbauten, mit geschlossenen Augen können! Um die Nervosität einfach ein bisschen unter Kontrolle zu kriegen!’ - Ja, es ging nicht, sie glaubten es einfach nicht und das mussten wir, als Begleiter und Coaches, das dann aushalten! Das war nicht einfach!«

D (Thomas Madeya): »Es gibt eine wichtige Regel oder Anmerkung aus dem Regelwerk, die da sagt: ’Die Wettkampfbedingungen sind nicht optimal, die Tische können abweichen!’ Da sollte man sich früh d´rauf einlassen, weil, wenn man spezifisch plant mit dem Tisch, den man in der Schule hat, und der andere ist ein bisschen anders, dann führt das zu sehr viel Hektik am Wettkampftag!«

CH (Christian Lonsky): »Der Roboter muss unter allen Bedingungen so gut laufen, es müssen einfach souveräne und einfache, stabile Lösungen sein.«

D (Sylvia Schmitz): »Es ist …wichtig, dass man Aufgaben so einfach löst wie möglich, und vielleicht nicht mit dem größten Schnickschnack dran, dass sich da noch fünfzig Zahnräder bewegen, das ist vielleicht ganz schön, aber macht halt nichts an der Funktionalität aus.«

CH (Christian Lonsky): »Das haben sie natürlich zwei Jahre lang nicht geglaubt! Dann mussten sie eben mit ansehen, dass sie halt zu komplizierte Dinge gebaut haben, die von der Bandenhöhe des Spielfelds, von der Beschaffenheit des Spielfelds oder von den Lichtverhältnissen sehr abhängig waren. Und dann haben sie sich gewundert, wenn sie woanders hinkommen, sieht alles anders aus, und dann hat der Roboter statt 400 Punkten halt nur 150 geholt.«

D (Winfried Schmitz): …dafür haben wir speziell vor den offiziellen Wettbewerben immer eine Generalprobe oder Demowettbewerb an einem repräsentativen Ort (z.B. Deutsches Museum Bonn), an dem die Schüler einfach mitbekommen, was in einem Wettkampf alles schieflaufen kann, und wo man sich bis in zwei Wochen verbessern kannsollte. Die Kinder lernen aber auch, dass man Glück haben muss, damit alles richtig läuft, und sind dann beim Wettbewerb nicht mehr so enttäuscht, wenn auch hier etwas eventuell anderes nicht klappt.

CH (Christian Lonsky): »Sowohl vor Mitschülern, als Härtetest, zum Beispiel mit einer ersten Klasse Gymnasium, also 7. Schuljahr, da durften die Schüler dann auf die Bänke steigen, durften Fans sein. Das Team hat dann unter Lärm das Game durchgeführt und hat dann gemerkt, was es heißt, so Stress zu haben.«

D (Thomas Madeya): »…das führt dann auch zu einer anderen Bewertung von dem, ’was wir noch alles tun müssen bis zum Wettbewerb?’ Wenn man nämlich sieht, was schiefgeht, dann muss man sich vielleicht erst Mal darum kümmern, das zu stabilisieren, bevor man die nächste Dose aufmacht und noch was dazu erfindet, was dann auch wieder schief geht. Also dieses ’was ist in den nächsten zwei Wochen das Wichtigste?’ kann man sehr gut ableiten daraus, dass man es wirklich tut, dass man die 2:30 wirklich erlebt. Dieses Erlebende hilft den Kindern auch ungemein, zu verstehen, worauf es denn wirklich ankommt.«

Wie bereitet sich Ihr Team auf die Forschungspräsentation in den Wettkämpfen vor?

AUT (Andreas Bellony): »Generalprobe! Mindestens zwei Wochen vor dem Wettbewerb findet vor Eltern und Bekannten eine Generalprobe bei uns in der Schule statt. Die Roboter und die Forschungspräsentation werden vorgeführt. Zuvor braucht es aber einen genauen Zeitplan mit mehreren Zwischenzielen.«

D (Thomas Madeya): »Ja also, wenn wir zwei Monate geforscht haben, dann habe ich die auf die Bühne gestellt und habe gesagt: ’so, dann erzählt mir mal fünf Minuten was!’ Und dann stellt sich raus: ’ja, Thema ist klar, aber Ablauf stimmt noch nicht, Rollenverteilung haben wir nicht für die Präsentation, ja das Interview mit Frau Müller haben wir noch nicht geführt – Aha!’ Und dann ist es wieder sichtbar und dann überlegt man halt, was ist wichtig…. Ich glaube, elf Wochen oder drei Monate in so ‘nem Tunnel zu bleiben und plötzlich ist da der Wettkampf, das kann zu Frustrationen führen und deswegen würde ich die Teile möglichst weit nach vorne verlegen und immer wieder gucken, wo steht man? – hilft allen!«

CH (Christian Lonsky): »Und diese 5 haben das eigentlich ziemlich selbstständig gemacht und erst dann gegen Schluss langsam in Rücksprachen mit Experten Kontakt aufgenommen, Vorträge vor Kollegen4 gehalten, also wie stellen sie sich hin und so weiter, und haben sich so Feedback geholt.«

D (Thomas Madeya): »Es ist zwar letzten Endes ein Wettbewerb, aber unter´m Strich bringt es total viel, sich mit anderen Teams auszutauschen! Ich halte es für sehr sinnvoll, mit denen mal Kontakt aufzunehmen und auf halber Strecke zwischen Sommerferien und Wettkampf sich mal zu treffen und gegenseitig sich zu zeigen, was man hat. Das ist für die Kinder superschwer, also die Kinder sind typischerweise mit Tür zu und ’wir zeigen denen nichts und dann gucken die uns was ab’, und da muss man motivieren, dass umzudrehen, zu sagen: ’Ihr könnt Euch was abgucken, Ihr könnt von denen was lernen und Ihr könnt auch vielleicht Eure Ideen und deren Ideen kombinieren!’«

CH (Christian Lonsky): »Als es um die englischsprachigen Wettbewerbe ging nach Paderborn und Pamplona, haben wir dann Englischlehrer eingeladen und auch die Leiterin von unserer Schüler-Theatergruppe, wie stellt man sich hin. Wo ist zu viel und wo ist zu wenig und so weiter. Sie haben sich schon die Hilfen geholt.«

Tipps & Tricks zur Jury

AUT (Michael Sieb): »Jeder muss Ahnung haben von den Arbeiten der anderen, da von der Jury allen auch dahingehend auf den Zahn gefühlt wird. …es ist schon interessant, wie sich auch immer eine ganze Gruppe mit dem Forschungsthema identifiziert und da ganz emotional dann mitdiskutiert, und in der Jury versucht man genau diese Dinge ‘rauszufinden, sind wirklich alle involviert, kennen sich alle aus und sind Funktionen untereinander geteilt? Und da kommt man recht schnell d´rauf, mit gezielten Fragen, und da zeigt sich schon, ja, ob jetzt der, der beim Programmieren vielleicht der Chef war, der im Robot Design die Software erklärt hat, …auch trotzdem einen Plan hat von der Forschungsaufgabe,…ob das forschende Mädchen auch das geschriebene Programm verstand?«

D (Sylvia Schmitz): »Als ich in der Jury war, hatten wir halt zu viele Teams und man hatte nur die Hälfte der Teams zu betrachten – es gab dann auch zwei Jury´s und da war es dann natürlich schwierig, dass zu vergleichen. Ich war auch als Jury-Mitglied für die Teamwertung verantwortlich und da hat man schon gemerkt, dass das sehr viel einfach so´ n Bauchgefühl, Hin-und-Hergeschiebe ist, okay, waren die jetzt ein besseres Team oder die? Das kann man halt in fünf Minuten nicht bewerten!« AUT (Michael Sieb): »Vom Setting her ist es in der Jury so, dass meistens man zu zweit ist, ja, einer sich mit der Gruppe am Tisch über Strategie und Robot Design unterhält, und der Zweite oder die Zweite die Software diskutiert mit ein oder zwei Kindern. Um jetzt ‘rauszufinden, ob andere Kinder, die jetzt am Tisch stehen, um Strategie zu erklären, einen gleich tiefen Einblick in die Software haben, kommt jetzt aus dem Setting nicht so raus, ja! Dennoch, versucht wird ein ganzheitlicher Ansatz….«

AUT (Michael Sieb): »Es ist so, dass bei der FLL so ein Bewertungsschema vorgegeben wird und das man auch versucht, ich sage mal, altersgerecht zu bewerten, weil die Range von 10 bis 16 ist ja schon ‘ne Große, und ein junges Team wird dann unter Umständen – Bonus würd´ ich nicht sagen, aber wird – in seinen Möglichkeiten ausgelotet, ja! Aber es gibt schon ein Bewertungsschema: ich war jetzt bei Robot Design, wo´s um Programmierung, um Technik, um Strategie geht, und da gibt´s einen ganz einen klaren Fragenkatalog, der abgearbeitet wird und wo es vier verschiedene Kategorien da Antworten gibt, ja, wo man auswählt.«

Tipps & Tricks zur Finanzierung

AUT (Andreas Bellony): »Das ist auch etwas Wichtiges! Das Geld kommt nicht von irgendwo her, sondern sie müssen sich selber darum kümmern. Wollen sie vor oder nach einem Wettbewerb in einem Hotel oder einer Jugendherberge übernachten braucht es ein Sponsoring. Sie gehen zu Firmen und fragen um eine Unterstützung für ihr Projekt. Zuvor wird ein Sponsoringschreiben verfasst und mit einem Teamfoto versehen. Mit einem Erlagschein und dem Sponsoringschreiben muss nun jeder sich um Geld für die Teamkasse bemühen.«

AUT (Andreas Bellony): »Die Anmeldegebühr von ca. 300 Euros5 stellt die nächste finanzielle Hürde dar. Die Firma SAP unterstützt weltweit Teams und auch wir hatten das Glück schon öfters die Anmeldegebühr von SAP gesponsert zu bekommen. Die einzige Bedingung dafür war den Teamnamen mit den drei Buchstaben SAP zu verbinden. Dies ist der Grund warum wir heuer den Teamnamen SAP-Robots haben.«

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Abbildung 8.2: Infografik zum Anmeldeprozeß bei FLL [22]